Rassebeschreibung der Sibirischen Katze und Neva Masquarade

Die Sibirische Katze

– ihre Entstehungsgeschichte und Rassebeschreibung

In einer sowjetischen allgemeinen Enzyklopädie aus dem Jahre 1959 ist ein Kapitel der Hauskatze gewidmet. Darin findet sich auch eine Bildtafel, welche die damals in der Sowjetunion bekannten Hauskatzen-Typen zeigt. Darunter findet sich auch, übrigens an erster Stelle, die Sibirische Katze:

Rassebeschreibung Sibirische Katze

Übersetzung der Legende: KATZENPARADE

1 u. 2 sibirische (Katze), 3 u. 10 angora (Katze), 4,8 u. 9 persische (Katze), 5 siamesische (Katze), 6 schwanzlose (Katze), 7 u. 11 kurzhaarige (Katze)

Die Sibirische Katze, auch Sibirer oder Sibirskaja Koschka genannt, ist eine halb- langhaarige Katzenrasse, die ohne menschlichen Einfluss entstanden ist. Sie wird daher den „natürlichen Rassen“ zugerechnet. Sie zählt zu der Gattung der Waldkatzen, wobei sie weitaus seltener sind als ihre norwegischen Vertreter, der „Norsk Skankatt“ der Norwegischen Waldkatze, die ja schon viel früher ihrer Liebhaber fanden und gezüchtet wurden. Die genaue Genese der sibirischen Katze in ihrer Heimat ist strittig. Dr. Alex Kolesnikov vertritt die These, zum Genpool der Sibirischen Katze habe auch die Kaukasische Wildkatze (Felis silvestris caucasica) beigetragen, die sich in Körperbau und Fell deutlich von der afrikanischen Wildkatze (Falbkatze) als Stammmutter der europäischen Hauskatzen unterscheidet. Urkundlich wurde diese vorwiegend aus St. Petersburg und aus den Weiten Russlands stammende Katzenrasse bereits vor über 1000 Jahren erwähnt. Ihre Erscheinung verdankt sie dem extremen Klima in Ihrer Heimat – den sibirischen Teilen Russlands und der Ukraine. In ihrem Ursprungsland Sibirien waren diese Halblanghaar Katzen nur ganz normale Bauernhofkatzen. Sie war als Mäuse- und Rattenfänger gern gesehen. Die Sibirischen Einwohner waren sehr froh über diese Dezimierung, somit waren die kargen Vorräte geschützt. Als in St. Petersburg eine Rattenplage ausbrach, wurden viele Katzen vom Land in die Stadt gebracht, auch dort vermehrten sie sich zahlreich und lebten halb verwildert in den Strassen St. Petersburgs. Damals hatten die Bürger noch wenig Interesse an den verwahrlosten Streunern, die reichen Bürger bevorzugten schon immer Perser und Siamkatzen.

Rassebeschreibung Sibirische Katze

„Trassenkatze“ aufgenommen ca. 1984 südöstlich des Ural.
Foto: Uli Bischoff

Ich finde Banja ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten 😉

Erst nach den Weltkriegen, als die Wirtschaft zu florieren begann, hatte man sie dann nicht mehr nur als Nutztier sondern als Mitbewohner gesehen. Auch heute streifen ganz sicher noch viele Sibirische Katzen in abgelegen Dörfern, ohne zu wissen, dass sie jetzt eine begehrte Katzenrasse sind. In der Sowjetunion begann die planmäßige Zucht Ende der 70er Jahre. 1987 kam ein erstes Paar Katzen durch Aussiedler nach Deutschland und gelangte dort zur Zucht. Deutsche Arbeiter, die an Erdgasleitungen in Sibirien arbeiteten, brachten sie mit nach Hause. Die ersten Exemplare waren meist zu wild, und keine Schmusekatzen, schliesslich waren sie wilde Streuner und hatten mit einer Wohnungskatze nichts gemeinsam. Durch gute Verpaarung in Menschenhand wurde aber der Nachwuchs zu sehr zutraulichen Haustieren.

Schliesslich gab es in der DDR kaum Rassekatzen, Importe aus dem Westen waren ja selten. So wurde schon früh ein Standard (Rassebeschreibung) für die Zucht von einem dortigen Kleintierzüchterverband festgelegt. Durch die Öffnung der Grenzen und die Erleichterungen beim Osthandel, kamen in den darauf folgenden Jahren immer mehr Sibirische Katzen aus vielen Teilen der Ex-UdSSR, und der ehemaligen DDR und der Tschechoslowakei nach Westdeutschland, wo ca. 1989 mit der Zucht begonnen wurde. Sogar in Russland und den angrenzenden Staaten erstreckt sich die Züchtergemeinde mittlerweile von Nord nach Süd. Obwohl in England schon Ende des 19. Jahrhunderts eine Katze aus Sibirien auftauchte, die damals als „Russisch Langhaar“ bezeichnet wurde, dauerte es noch bis 1992 bis die Sibirische Katze vom World Cat Federation (WCF) offiziell als Rasse anerkannt wurde. Die Fédération Féline (FIFe) schloss sich erst 1998 dieser Meinung an. Die besonders schönen Exemplare, die für die Zucht geeignet waren,wurden schon in Sibirien gezielt verpaart, schon Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Bodenschätze Sibiriens entdeckt wurden, und in den wenig besiedelten Gebieten kleine Arbeitsdörfer entstanden, begannen schon einige, wenige mit der Zucht der vorhandenen Katzen. Die Winter waren hart, kalt, eisig und die Tage waren kurz, so dass man froh über die kuschelige Gesellschaft war. Viele Ingenieure und Facharbeiter nahmen die Tiere später nach Hause, dadurch entstand mit den exportierten Tieren schnell ein grosser Zuchtpool ohne jegliche Einkreuzungen anderer Rassen zu benötigen.
Durch ihre natürliche Entstehung ist die Sibirische Katze, die durch die extreme Selektion in den kältesten Gebieten der Erde entstand, sehr robust und gesund! Schliesslich ist sie auch mit ihrem langen, wasserabweisenden Fell an die bitterkalten Winter angepasst. Das Fell aller Waldkatzen wird im Winter besonders dicht. Sie bekommen eine stattliche Halskrause und ein sehr üppiges Unterfell. Auch an den Hinterbeinen sind die Haare besonders lang – man nennt sie „Hosen“. Der buschige Schwanz, mit dem sie sich zudecken können, wenn sie sich einrollen, diente als Schutz vor bitterkalten Winterstürmen. Schliesslich mussten sie Temperaturen von bis zu unter -50 Grad aushalten können. Zwischen den Pfoten befinden sich, wie bei anderen arktischen Tieren auch, Haarbüschel, die sogenannten „Schneeschuhe“,die ein Einsinken im Schnee verhindern sollen. Die Ohren sind von innen auch sehr dicht behaart. Im Sommer verliert sie dann vor allem das dichte Unterfell, und präsentiert sich dann nicht mehr so voluminös in ihrer Haarpracht. Reine Wohnungskatzen bilden auch nicht immer das komplette Winterfell aus, darum fällt bei ihnen der Fellwechsel nicht ganz so stark auf.

Rassebeschreibung Waldkatze

Die Rassebeschreibung der 3 Waldkatzenarten im Vergleich:

Die Sibirische Katze gehört also zu den Waldkatzen, die Ähnlichkeit zur Norwegischen Waldkatze ist vorhanden, und man muss schon ganz genau hinschauen um die Unterschiede zu erkennen.
Die Norwegischen Waldkatzen stammen aus Skandinavien.
Die Norweger haben ein sehr gerades Nasenprofil, bei den Sibirern ist der Nasenrücken breit, leicht konkav gewölbt! Es dürfen weder ein Stopp noch Einbuchtungen zu erkennen sein. Ihr Gesicht ist viel runder und dadurch auch freundlicher als das dreieckige Gesicht der Norweger.
Die Sibirer haben außerdem einen kürzeren Schwanz und auch kürzere Hinterbeine, und somit die kleinste Waldkatzenartige.
Das schöne halblange Fell, die üppige Halskrause haben alle Waldkatzen.
Früher wurde sie auch teilweise als „Sibirische Waldkatze“ bezeichnet. 1991 wurde der Zusatz Wald jedoch anlässlich der Formulierung des Standards (Rassebeschreibung) zur besseren Unterscheidung von der Norwegischen Waldkatze aus dem Namen gestrichen.
Alle Waldkatzen sind sehr ursprüngliche Katzen, die sich über Jahrhunderte selektiv in verschiedenen Regionen entwickelten, so zum Beispiel entstand im hohen Norden Amerika’s die Maine Coon. Sie hat zwar auch dieses typische Fell der Waldkatze, jedoch weniger Ähnlichkeit mit ihren Verwandten. Ihre Schnauze ist viel kantiger, und sie ist auch wesentlich grösser und markanter im Körperbau.

Charakter:

Vergleicht man die Temperamente der verschiedenen Waldkatzen, scheint die Sibirische Katze unternehmungsfreudiger und neugirieger als der Norweger. Die ruhigste Vertreterin ist die Maine Coon, die es lieber gemütlich mag. Die Sibirische Katze ist sehr lebhaft, verspielt und mutig und nimmt gerne am Leben ihres Menschen teil ist aber keineswegs aufdringlich dabei. Dieser Naturschönheit der Katzenwelt würde ein Freilauf in einen gesicherten Garten sehr gefallen, wenn sie es jedoch nicht anders kennt, ist sie eine angenehme Wohnungskatze mit einem freundlichen Wesen. Sie ist sehr anhänglich und menschenbezogen. Sie ist sehr anpassungsfähig und kommt mit allen Mitbewohnern gut aus. Sie findet in Kindern und sogar Hunden schnell einen Spielkameraden.
Als temperamentvolle Jägerin möchte sie beschäftigt werden. Sie ist sehr muskulös und Sprunggewaltig. Mit ihrer ungeheuren Sprungkraft springt sie locker mit einem Satz durch ein ganzes Zimmer und entwendet einem schonmal „im Vorbeiflug“ den Brotbelag. Wenn Sibirer ihre „5 Minuten“ bekommen, ist selbst die Schulter des Besitzers in einem gewaltigen Satz erklommen. Sie springt schon mal 1,50 m aus dem Stand und wenn mehrere Sibirer kräftig herumtollen, kann man auch mal in 1 m Höhe „fliegende Katzen“ erleben.
Wie die meisten Rassekatzen sind sie äusserst soziale Tiere, die gerne mit ihren Artgenossen zusammenleben, deshalb sollte sie niemals als Einzelkatze gehalten werden, weil diese intelligente Schönheit die Gesellschaft braucht. Dabei ist es völlig egal ob es ein Hund, eine Katze oder ein anderes Haustier zum Schmusen, Jagen und Spielen ist. Sibirer  sind sehr gelehrig, sie apportieren Seillchen, Bällchen und anderes Spielzeug und fodern ihre Menschen häufig erzählend zum Spielen auf.

Farben der Sibirischen Katze:

Die Sibirische Katze gibt es in fast allen klassischen Farben: einfarbig in schwarz, rot, weiss, blau, creme, und mit silber(ausser chocolate, lilac, cinnamon und fawn). Es gibt sie gescheckt, in schildpatt, getigert(tabby) und auch mit weissen Abzeichen. Die Augenfarbe variert in verschiedenen grün und bernstein-Farben, bei hohen weissanteilen auch blaue oder odd-eyed. Eine Rarität ist, neben den klassischen Farben auch Pointabzeichen und blaue Augen als Neva Masquarade anerkannt. Der Name für diese Farbvariante kommt von der Maskenzeichnung in ihrem Gesicht, es ist quasi eine Sibirische Colourpoint Katze. Den 2.Teil des Namens verdankt sie ihrer ersten Erscheinung am russischen Fluss Newa bei St.Petersburg, daher der Name Neva Masquarade oder Newskaja Maskaradnaja. Es gibt die Neva in allen möglichen Pointfarben, mit und ohne Tabbystreifen und auch als einzige Maskenkatze mit und ohne Silber. Alle Neva Babys kommen weiss zur Welt und dunkeln später an den weniger durchbluteten Körperstellen nach.
Die Neva Masquarade ist bis heute nicht als eigenständige Rasse anerkannt, sondern wird bei den Wertungsrichtern wie eine Sibirische Katze beurteilt. Alle Rassemerkmale sind mit der Sibirischen Katze identisch. Einzige Abweichung ist die Point-Färbung sowie die dazu gehörenden blauen Augen.
Man vermutet, dass der Point-Faktor bei den Tieren durch natürliche Kreuzung mit wilden Siam- oder Birma-Katzen seinen Weg in die Sibirische Katze gefunden hat. Einen genauen Herkunftsnachweis gibt es jedoch nicht, da diese Rasse nicht durch gezielte Zucht, sondern höchstwahrscheinlich auf natürlichem Weg entstanden ist.
Ohren, Schwanzspitze, Beine und Gesicht sind dunkel gefärbt und die Augen im Idealfall tiefblau. Das halblange Fell ist sehr dicht und wird im Winter durch eine sehr üppige Unterwolle hervorgehoben. Die Sibirische Katze ist die einzige Waldkatzenart die Tiere mit Point-Faktor hervorbringt.

Rassestandard der Sibirischen Katze/Neva Masquarade

Körper mittelgroß bis groß, größere Tiere sind erwünscht. Rechteckiges Format, nicht zu lang. Kurzer kräftiger Hals, breite Brust. Kräftige Beine gut proportioniert zum Körper, mittelang, kräftig, Pfoten sind rund, mit gut ausgeprägten Haarbüscheln. Schwanz nicht zu lang, breit am Ansatz, nicht sehr spitz zulaufend. Er sollte bis zum Schulterblatt reichen.
Kopf gut proportioniert. Mittlere Keilform mit leicht abgerundeter Kinnpartie. Stirn leicht gewölbt. Deutlicher Übergang von der Stirn zur Nase. Nase gleich breit vom Ansatz bis zum Nasenspiegel. Wangenknochen sehr breit, tief angesetzt. Schnurrhaarkissen mäßig ausgeprägt. Wangenknochen, Schnurrhaarkissen und Kinn bilden eine weiche abgerundete Linie.
Ohren mittelgroß, breit am Ansatz, tief und weit gesetzt, mehr als eine Ohrbreite zwischen den Ohren Abstand. Starke Behaarung des Innenohrs.
Augen leicht oval,an der Unterseite gerundet, leicht schräg gestellt. Alle Farbnuancen von bersteinfarben bis grün, aber einfarbig im Auge erlaubt.
Fell überall gleich lang, am Hals, vor der Brust, Hosen und am Schwanz besonders lang, festes dickes, wasserabweisendes Deckhaar. Unterwolle sehr dicht, fein, weich und üppig im Winter, im Sommer eher spärlich . Alle Fellfarben sind erlaubt. Die Pointkatzen heissen Neva Masquarade.

Genetik

Zur Ausbildung der Point-Färbung müssen beide Elterntiere zunächst Point-Träger sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Elterntiere selbst Point-Katzen sind, oder das Gen nur in sich tragen. Das Point-Gen wird rezessiv vererbt. Das heißt, dass die Elterntiere den Point-Faktor zwar an ihre Nachkommen weitergeben, die Nachkommen aber nur dann auch die Point-Färbung ausbilden, wenn sie von beiden Eltern den Point-Faktor erhalten haben. Gibt nur ein Elterntier den Point-Faktor weiter, ist der Nachwuchs lediglich Point-Träger, kann aber später mit anderen Point-Trägern wieder Nevas hervorbringen.